Aargau/Solothurn

Vom Garten bis in die Kunstwelt – warum der Monobloc überall zu finden ist

Kultmöbel

Warum haben alle diesen Stuhl?

10.05.2024, 08:38 Uhr
· Online seit 29.04.2024, 05:00 Uhr
In vielen Gärten und öffentlichen Plätzen auf der ganzen Welt finden sich sogenannte «Monobloc-Stühle». Ob am Strand oder in den Bergen, wo Menschen sitzen, dort gibt es auch diese Plastikstühle. Doch wieso eigentlich –und was hältst du von ihm?
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Würde man einen wildfremden Menschen auf einem beliebigen Platz auf dieser Welt treffen und mit ihm nach Gemeinsamkeiten suchen, dann wäre die Wahrscheinlichkeit gross, dass beide schon mal auf einem Monobloc-Stuhl gesessen haben. Der Stuhl, der nicht wirklich hübsch, aber unglaublich stabil ist, steht gefühlt einfach überall. Das Möbelstück blickt inzwischen auf eine lange Geschichte zurück.

Hast du auch so einen Stuhl zu Hause? Dann schicke uns ein Bild davon: 

Noch älter als der Stuhl ist die Idee, aus einem einzelnen Stück Material Möbel herzustellen. Laut dem deutschen Vitra Design Museum in Weil am Rhein, welches dem Monobloc-Stuhl vor einigen Jahren eine Ausstellung widmete, wurden bereits in den 1920er-Jahren solche Versuche mit Metallblechen oder Schichtholz vorgenommen.

In den 1950er-Jahren gelang es dank neuen Möglichkeiten in der Kunststofftechnologie Stühle mittels Guss oder Pressverfahren in einem einzelnen Produktionsschritt zu fabrizieren. So entstand auch der Beiname Monobloc, der sich auf diese simple Herstellungsweise und das einfache Aussehen der entstandenen Möbel bezieht.

Basierend auf diversen Vorgängermodellen entwarf der französische Ingenieur Henry Massonnet im Jahr 1972 den «Fauteuil 300». Dem Erfinder gelang es, den Produktionsprozess dermassen effizient zu gestalten, dass ein Fertigungszyklus weniger als zwei Minuten dauerte. Ein Jahrzehnt später begannen auch andere Firmen ähnliche Modelle zu vertreiben. Mit Erfolg: Auch heute erfreut sich der Stuhl noch grosser Beliebtheit.

Stadtverbot in Basel

Der Monobloc-Stuhl ist wahrscheinlich eines der einzigen Möbelstücke, für den es ein Gesetz gibt. Die Stadt Basel verbannte den Stuhl nämlich im Jahr 2005 aus dem öffentlichen Stadtbild. Der damaligen Baudirektorin Barbara Schneider war die mangelnde Ästhetik der Stühle ein Dorn im Auge, wie die «Basler Zeitung» berichtete.

Der ehemalige Basler Grossrat Peter Eichenberger hatte einen Vorstoss eingereicht. Er wollte, dass die Basler Strassencafés künftig stilvoller daherkommen. Den Wirtinnen und Wirten stiess das jedoch sauer auf. Der Zeitung zufolge herrschte die Befürchtung, dass sie alle pleite gehen würden. Das Verbot wurde im Jahr 2017 aufgehoben. Ein brisantes Thema blieb es trotzdem.

Der Basler Grossrat der Grünen, Michael Wüthrich, forderte in einer Motion, dass die Lockerung der Vorschriften wieder rückgängig gemacht wird. Eine andere Meinung hatten die Jungfreisinnigen. «Genau wegen solchen Regulierungs- und Verbotsfanatikern braucht es in Basel mehr Freiheitskämpferinnen! Es lebe die Vielfalt in der Gastro!», verkündete die JFDP 2017 auf Twitter.

Diese Tatsache untermauert das Phänomen von dem Stuhl, der einfach da ist und scheinbar nur von Verboten gestoppt werden kann. Welches Möbelstück kann das schon von sich behaupten?

Monoblocs in Szene gesetzt

Der Stuhl geht aber nicht nur unter die Haut, sondern bei einigen Häusern auch an die Wände. Den Monobloc-Stuhl gibt es längst nicht nur in Weiss, sondern ebenfalls in Rot, Blau, Anthrazit, Grün und weiteren Farben. Genau so vielseitig wird er von einigen Kunstschaffenden in Szene gestellt.

Auch die physische Form des Stuhles hat es in die Kunst geschafft. Der deutsche Künstler Bert Löschner wandelt die Plastikstühle mittels Heissverformungen um. Das Besondere daran ist: Obwohl die Monoblocs eine neue Figur abgeben, sind sie immer noch als solches zu erkennen.

Liegt es an der Einfachheit?

Eine Alternative zu finden ist gar nicht mal so einfach. Welcher andere Gartenstuhl ist so wetterfest, pflegeleicht, UV-beständig, stapelbar und dazu noch mehr oder weniger bequem? Hinzukommt: Der Stuhl ist einfach günstig. In der Baumarktkette Jumbo ist ein Exemplar für bereits schlappe 8.95 Franken zu haben. Die Versandkosten von 65 Franken scheinen im Gegensatz dazu beinahe exorbitant.

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veröffentlicht: 29. April 2024 05:00
aktualisiert: 10. Mai 2024 08:38
Quelle: ArgoviaToday

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